Die gezielte Ansprache regionaler Zielgruppen ist entscheidend für den Erfolg. Unternehmen, die geografische Signale richtig nutzen, profitieren von einer höheren Conversion-Rate und vermeiden Streuverluste. Wer beispielsweise Produkte speziell für den Schweizer Markt anbietet, kann sich damit von Mitbewerbern abheben, die weniger präzise auf lokale Bedürfnisse eingehen. Gleichzeitig ermöglicht eine gezielte Optimierung global agierenden Unternehmen, Nutzer weltweit effizient zu erreichen.
In diesem Artikel erfährst Du, wie Google geografische Signale erkennt, welche Massnahmen Du ergreifen kannst und wie Du sicherstellst, dass Deine Website dort sichtbar ist, wo sie die grösste Wirkung erzielt.
Länderspezifische Suchergebnisse bei gleicher Suchanfrage – eine Frage der ccTLD?
Suchst Du in der Schweiz, Deutschland und Österreich nach „Online Banking“, erhältst Du komplett unterschiedliche Ergebnisse. In der Schweiz dominieren Treffer wie postfinance.ch, ebanking-ch.ubs.com und zkb.ch, während in Deutschland Seiten wie sparkasse.de oder banking.postbank.de zu finden sind. In Österreich erscheinen bankaustria.at, ebanking.bawag.at und raiffeisen.at.
Ein wichtiger Faktor hinter diesen Unterschieden ist die geografische Relevanz, die Google anhand verschiedener Signale bestimmt. Ein solches Signal ist die ccTLD (Country Code Top-Level Domain), also länderspezifische Domainendungen wie .ch, .de oder .at. ccTLDs zeigen Google, dass eine Website primär für ein bestimmtes Land gedacht ist. Doch das allein entscheidet nicht. In der Schweiz beispielsweise rankt ubs.com ohne ccTLD ebenfalls prominent. Das zeigt: ccTLDs sind nur ein Signal unter mehreren.
Google selbst bestätigt, dass ccTLDs für die geografische Zuordnung ein bedeutendes Signal sind, wie aus ihren Richtlinien für multiregionale Websites hervorgeht: «Länderspezifische Top-Level-Domain-Namen (ccTLDs). Diese sind an ein bestimmtes Land gebunden (z. B. .de für Deutschland, .cn für China) und signalisieren daher sowohl den Nutzern als auch den Suchmaschinen, dass Ihre Website ausdrücklich für ein bestimmtes Land bestimmt ist.»
(Quelle: Google Search Central)
Ein Blick auf die organischen Suchergebnisse zeigt (und Google bestätigt dies – siehe oben), dass ccTLDs (Country Code Top-Level Domains) wie .ch, .de oder .at eine Rolle spielen – aber sind sie wirklich das wichtigste Signal?
Analysieren wir die meistbesuchten Websites in der Schweiz, Österreich und Deutschland nach SimilarWeb-Daten, ergibt sich folgendes Bild:

Verteilung der TLDs in den lokalen Google-Suchergebnissen unter den jeweils Top 50 trafficstärksten Domains laut Similarweb der letzten 3 Monate (Stand 29.1.2025)
- Schweiz: 50 % der Top-Websites haben eine .ch-Endung, aber 40 % nutzen eine .com-Domain.
- Österreich: 40 % sind .at-Domains, doch sogar 46 % verwenden .com. Interessant: 6 % tragen eine .de-Endung.
- Deutschland: 48 % sind .de-Domains, doch auch hier erreichen 40 % der meistbesuchten Websites mit .com hohe Platzierungen.
Die Daten zeigen: Eine ccTLD ist ein starkes, aber nicht das einzige Signal. Unternehmen können mit einer generischen TLD wie .com ebenfalls sehr gute Rankings in einem bestimmten Land erzielen – vermutlich durch andere geografische Signale wie Sprache, lokale Backlinks, Serverstandort oder hreflang-Tags.
Der Serverstandort als geografisches Signal für Google
Lange Zeit wurde diskutiert, ob der Serverstandort ein Ranking-Faktor für Google ist. Mein Standpunkt war immer: Nein, Google nutzt ihn nicht als direktes geografisches Signal. Warum?
- Der Nutzer sieht den Serverstandort nicht. Eine französische Website kann aus Deutschland, Spanien oder den USA gehostet werden – der Besucher merkt es nicht, solange die Inhalte und Sprache für ihn relevant sind.
- CDNs machen den Standort irrelevant. Moderne Websites nutzen Content Delivery Networks (CDNs), die Inhalte vom geografisch nächstgelegenen Server ausliefern. Google crawlt fast immer aus den USA, würde also z. B. eine Schweizer Website über ein CDN oft von einem US-Server sehen – bedeutet das, dass sie nicht für die Schweiz bestimmt ist? Wohl kaum.
- Internationale Hosting-Zentren sind leistungsfähig. Frankreich hat beispielsweise hochmoderne Rechenzentren. Eine in Frankreich gehostete Website kann für Nutzer in der Schweiz sogar schneller sein als eine aus einem kleineren, langsameren Rechenzentrum in der Schweiz selbst.
Und dann kamen die Core Web Vitals
Im Mai 2020 führte Google die Core Web Vitals als Ranking-Signal ein – echte Nutzerdaten aus dem Chrome-Browser, die die Ladegeschwindigkeit und User Experience messen. Plötzlich wurde der Serverstandort indirekt relevant:
- Wenn Besucher in der Schweiz eine Website aus Frankreich schneller abrufen können als aus einem Schweizer Rechenzentrum, kann sich das positiv auf das Ranking auswirken.
- Websites, die durch einen gut gewählten Hosting-Standort oder CDN schneller laden, schneiden bei den Core Web Vitals besser ab.
Google nutzt den Serverstandort also vermutlich nicht direkt als geografisches Signal. Eine Schweizer Website wird nicht schlechter gerankt, nur weil sie aus Frankreich oder den USA gehostet wird. Aber: Wenn sich der Standort auf die Ladezeit und damit auf die User Experience auswirkt, kann er indirekt zum Ranking beitragen. Die clevere Wahl des Hosting-Standorts sollte also nicht aus geografischen Gründen, sondern zur Optimierung der Ladegeschwindigkeit getroffen werden.
Sprachkennzeichnung mit lang="de-CH"
– Ignoriert Google das wirklich?
Theoretisch könnte Google den HTML-Sprachcode (lang="de-CH"
) als geografisches Signal verwenden, um eine Website für die Schweiz zuzuordnen. Praktisch tun sie es laut eigener Aussage nicht – und das aus gutem Grund.
Warum Google das lang
-Attribut ignoriert
Das lang
-Attribut wird von Website-Betreibern häufig falsch gesetzt. Oft steht dort einfach lang="en"
, obwohl die Seite eigentlich in Deutsch, Französisch oder einer anderen Sprache geschrieben ist. Google kann die Sprache eines Textes längst selbst zuverlässig erkennen – siehe Google Translate, das ohne explizite Angaben die richtige Sprache bestimmt.
Aber nutzt Google lang
vielleicht doch – nur anders?
Seit einigen Jahren setzt Google verstärkt auf eine bessere User Experience (UX). Die Core Web Vitals sind ein Beispiel, aber auch Barrierefreiheit rückt in den Fokus. Eine Google-Lighthouse-Analyse prüft beispielsweise, ob eine Website über eindeutige IDs im HTML verfügt – wichtig für Nutzer, die ohne Maus navigieren.
Und genau hier wird es interessant: Hilfstechnologien für Sehbehinderte nutzen lang="de-CH"
, um die richtige Aussprache der Wörter sicherzustellen. Könnte Google also das lang
-Attribut doch in irgendeiner Form berücksichtigen?
Mögliche Nutzung durch Google:
- Personalisierte Suchergebnisse für Nutzer mit Barrierefreiheitseinstellungen – Wenn jemand eine Screenreader-optimierte Suche nutzt, könnte Google eine sprachlich korrekt ausgezeichnete Seite bevorzugen.
- Ein kleines Puzzle-Stück in der UX-Bewertung – Vielleicht nicht als direkter Ranking-Faktor, aber als Mikro-Signal für die Nutzererfahrung.
Google nutzt lang="de-CH"
nicht in erste Linie, um eine Website geografisch einzuordnen. Doch im Kontext der Barrierefreiheit könnte es eine minimale (geographische) Rolle spielen. Website-Betreiber sollten das Attribut daher nicht für SEO-Zwecke optimieren, sondern für eine bessere Nutzererfahrung korrekt setzen.
Hreflang – Wann macht es Sinn, wann nicht?
Hreflang hilft Google, die richtige Sprach- oder Länderversion einer Seite auszuspielen. Es wird genutzt bei:
- Mehrsprachigen Websites, um Sprachversionen korrekt zuzuordnen.
- Einsprachigen Websites mit regionalen Varianten (z. B. unterschiedliche Preise für DE, AT, CH).
Braucht eine einsprachige Website Hreflang?
Nein – wenn eine Seite nur für ein Land bestimmt ist (website.ch
für die Schweiz), ist Hreflang überflüssig. Google erkennt die geografische Relevanz über andere Signale (ccTLD, Inhalte, Links). Ein Mehrwert entsteht nur, wenn die gleiche Sprache für mehrere Regionen genutzt wird.
Erkennt Google regionale Sprachunterschiede in derselben Sprache?
Google entwickelt sich stetig weiter, um Suchanfragen semantisch und kontextbezogen zu verstehen. Mit Technologien wie Hummingbird (semantische Suche), BERT (Verständnis von Satzkontexten) und PaLM (fortgeschrittene Sprachmodelle) liegt es nahe, dass Google nicht nur Sprachen als Ganzes erkennt, sondern auch regionale Varianten innerhalb derselben Sprache unterscheiden kann.
Beispiel: Deutsch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Ein Unternehmen mit deutschsprachigen Websites für verschiedene Länder könnte folgende Unterschiede nutzen:
🇩🇪 Deutschland:
- „Kundenservice“ statt „Kundendienst“
- „Rechnung“ statt „Faktura“ oder „Quittung“
- „zuverlässig“ statt „verlässlich“
- „montags bis freitags“ für Tage der Arbeitswoche
- Uhrzeiten mit Doppelpunkten: „9:00 – 18:00 Uhr»
- Anführungszeichen: „Gänsefüsschen“ → „Text“
- Innerhalb eines Zitats: ‚einfache Anführungszeichen‘
🇨🇭 Schweiz:
- „Kundendienst“ statt „Kundenservice“
- „Quittung“ statt „Rechnung“
- „grosse“ statt „große“ (keine ß-Nutzung)
- Uhrzeiten mit Punkten: „9.00 – 18.00 Uhr“
- Anführungszeichen: Guillemets (französische Anführungszeichen) → «Text»
- Innerhalb eines Zitats: ‹einfache Guillemets›
🇦🇹 Österreich:
- „Faktura“ statt „Rechnung“ oder „Quittung“
- „rasch“ statt „schnell“
- „verlässlich“ statt „zuverlässig“
- „werktags“ statt „montags bis freitags“
- Anführungszeichen: „Gänsefüsschen“ wie in Deutschland → „Text“
- Innerhalb eines Zitats: ,einfache Anführungszeichen‘ (Komma oben)
Nutzt Google diese Unterschiede für die geografische Zuordnung?
Es ist wahrscheinlich. Google kann Inhalte in verschiedenen Varianten derselben Sprache analysieren und durch deren typische Begriffe einer bestimmten Region zuordnen. Auch wenn Google keine explizite Bestätigung gibt, deuten Entwicklungen im Natural Language Processing darauf hin, dass regionale Sprachvarianten als zusätzliches Signal für die geografische Relevanz einer Website dienen können.
Weitere Signale zur geografischen Relevanz einer Website
Neben Sprache und Inhalten spielen auch strukturelle und geschäftliche Details eine Rolle. Elemente wie Telefonnummern, Adressen, Währungen oder steuerliche Angaben helfen nicht nur Nutzern bei der Orientierung, sondern können auch als Signale für die Suchmaschine dienen.
Direkte geografische Hinweise auf einer Website
✅ Telefonnummer im Footer
- Eine Telefonnummer mit Ländervorwahl (+41 für die Schweiz, +49 für Deutschland, +43 für Österreich) zeigt klar, dass die Website für ein bestimmtes Land bestimmt ist.
- Selbst wenn keine Ländervorwahl verwendet wird, liefert die Ortsvorwahl eine eindeutige Zuordnung.
✅ Adresse im Footer
- Eine vollständige Adresse mit Land, Stadt und Postleitzahl verstärkt die geografische Relevanz (z. B. „Musterstrasse 10, 8001 Zürich, Schweiz“).
- Auch wenn das Land nicht genannt wird, geben Ortsname und Postleitzahl Google und Nutzern einen klaren Hinweis.
✅ Preise und Währungen
- In der Schweiz werden Preise üblicherweise in Schweizer Franken (CHF) angegeben.
- In Deutschland und Österreich ist die Standardwährung Euro (EUR).
- Falls eine Website mit mehreren Ländern arbeitet, können Währungen dynamisch angepasst werden, doch eine statische Anzeige kann Google ein weiteres Signal geben.
✅ Steuerhinweise (Mehrwertsteuer, Umsatzsteuer)
- Deutschland: „inkl. 19 % MwSt.“ oder „inkl. 7 % MwSt.“
- Österreich: „inkl. 20 % USt.“ oder „inkl. 10 % USt.“
- Schweiz: „inkl. 7,7 % MwSt.“ oder „exkl. MwSt. für Exporte“
✅ Rechtliche Hinweise und Datenschutz
- Deutschland und Österreich: Verweis auf die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung der EU) sowie das nationale Datenschutzgesetz (z. B. BDSG in Deutschland oder DSG in Österreich).
- Schweiz: Verweis auf das Schweizer Datenschutzgesetz (DSG), das nicht Teil der DSGVO ist, aber oft DSGVO-konforme Regelungen enthält.
✅ Versand- und Lieferoptionen
- Klare Angaben wie „Versand nur innerhalb der Schweiz“ oder „Kostenloser Versand nach Deutschland und Österreich“.
Indirekte geografische Signale
✅ Lokale Zahlungsmethoden
- Schweiz: TWINT, PostFinance, Kauf auf Rechnung über Swissbilling.
- Deutschland: Klarna, Lastschrift, Sofortüberweisung, PayPal (stärker verbreitet als in der Schweiz).
- Österreich: EPS (electronic payment standard), Klarna, PayPal.
✅ Erwähnung lokaler Feiertage und Events
- Beispiel: „Unsere Filialen bleiben am 1. August (Schweizer Nationalfeiertag) geschlossen.“
Am wichtigsten ist, dass sich Besucher auf der Website „wie zu Hause“ fühlen. Sprache, Währungen und lokale Begriffe schaffen Vertrautheit und helfen Google, die geografische Relevanz zu erkennen. Das gilt nicht nur für deutschsprachige Inhalte, sondern auch für englische Varianten – Google unterscheidet, ob eine Seite eher für Nutzer in den USA, Grossbritannien oder Australien geschrieben wurde.
Dennoch muss eine australische Website nicht nur für Australien relevant sein. Wer globale Inhalte anbietet, kann bewusst neutrale Formulierungen wählen, um eine breitere Reichweite zu erzielen. Die Anpassung regionaler Details sollte daher immer zur Zielsetzung der Website passen.
OffPage-Signale für die geografische Relevanz einer Website
Disclaimer: Ich empfehle ausdrücklich keinen künstlichen Backlinkaufbau durch Kauf oder Miete. Auch wenn gekaufte Links in vielen Fällen noch immer SEO-Erfolge bringen, verstösst dies gegen die Google-Richtlinien und sollte daher nicht Teil einer nachhaltigen Strategie sein. Dennoch kann man als Webmaster aktiv werden, um die geografische Relevanz einer Website durch OffPage-Signale zu stärken.
Warum ist OffPage für Google wichtig?
Google bewertete Websites ursprünglich stark anhand des Linkgraphs (PageRank). Zwar spielen Links heute nicht mehr die alleinige Rolle, aber OffPage-Faktoren – also externe Signale, die auf eine Website verweisen – sind weiterhin relevant. Sie können nicht nur den Traffic steigern, sondern auch Google Hinweise darauf geben, für welches Land oder welche Region eine Website relevant ist.
Wie erkennt Google die geografische Relevanz über OffPage-Signale?
✅ 1. Backlinks von länderspezifischen Websites
- Links von Websites mit Schweizer ccTLD (.ch) sind ein klares Signal für eine Schweiz-relevante Website.
- Dasselbe gilt für Backlinks von .at-Domains für Österreich oder .de-Domains für Deutschland.
✅ 2. Backlinks von sprachlich und inhaltlich relevanten Seiten
- Auch ohne eine ccTLD kann Google erkennen, dass eine Website für die Schweiz relevant ist, wenn die verlinkende Seite Schweizer Hochdeutsch nutzt oder durch andere Inhalte klar auf ein Schweizer Publikum ausgerichtet ist.
✅ 3. Erwähnungen ohne Backlink („Citations“) auf lokalen Websites
- Google kann Markennennungen und URLs auch ohne direkten Link wahrnehmen.
- Wird eine Website auf lokal wichtigen Plattformen, News-Seiten oder Branchenverzeichnissen erwähnt, trägt das zur regionalen Relevanz bei.
✅ 4. Besucher aus der Zielregion („Nutzersignale“)
- Google erfasst Traffic-Daten – u. a. über Chrome-Nutzersignale (werden z.B. auch für die Erhebung der Core Web Vitals genutzt).
- Viele Besucher aus einer bestimmten Region können Google zeigen, dass die Website für dieses Land wichtig ist.
Offline-Massnahmen als OffPage-Signal für Google
Interessanterweise können auch Offline-Marketing-Massnahmen indirekt zur geografischen Einordnung einer Website beitragen:
- Zeitungswerbung, Plakate, Flyer → Erhöhen den Website-Traffic aus der Zielregion.
- Radio- oder TV-Werbung mit Website-Erwähnung → Kann zu einem Anstieg direkter Zugriffe aus einem bestimmten Land führen.
Eine durchdachte OffPage-Strategie hilft nicht nur dabei, Google zu zeigen, dass eine Website für eine bestimmte Region relevant ist. Wer ein globales Publikum ansprechen will, sollte OffPage-Massnahmen gezielt auf internationale Besucher ausrichten. Entscheidend ist jedoch, dass die Nutzer auch wirklich Interesse an den Inhalten haben – denn Google misst nicht nur positives Engagement, sondern auch negative Signale wie (zu) kurze Besuchszeiten.